„MAX45 – 2025“ Architekturpreis entschieden - Ergebnis
Was sind wegweisende Projekte von heute für morgen? Wer wird unsere Umwelt in Zukunft prägen, und welche Themen werden maßgebend sein? Antworten auf diese Fragen sucht der Preis „MAX45 – 2025“ für junge Architektinnen und Architekten, der zum zweiten Mal gemeinsam von den BDA Landesverbänden Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammen mit der VHV Allgemeine Versicherung AG ausgelobt worden ist. Zum ersten Mal ist auch der BDA Hamburg dabei.

„Mit dem Preis wird seit 2014 eine Bühne geschaffen für eine Generation, die nicht nur mit frischen Ideen, sondern auch mit großer Ernsthaftigkeit an die architektonischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit herangeht“ erklärt Dr. Sebastian Reddemann, Vorstandssprecher der VHV Allgemeine.
Der Preis wird auch unterstützt vom Verein zur Förderung der Baukunst und würdigt die Arbeit junger Büros. Er soll ihnen besondere Aufmerksamkeit geben und zeigen, welch kreatives Potenzial ihre Projekte aufweisen. Der Name war und ist Programm: Die Architektinnen und Architekten dürfen bis Ende 2025 maximal 45 Jahre alt sein. Sie durften realisierte Projekte einreichen, die nach dem 1. Januar 2021 fertiggestellt worden sind.
Aus insgesamt 38 eingereichten Arbeiten vergab die Jury fünf gleichwertige Preise und nahm drei Arbeiten in die engere Wahl. Außerdem wählte sie weitere neun Arbeiten von dem wertenden Rundgang aus für die Teilnahme an der Ausstellung und Veröffentlichung im Katalog. „Die Bandbreite der eingereichten Projekte ist beeindruckend: Sie reicht von kleinen, präzise gedachten Bauaufgaben mit zirkulärem Entwurfsansatz über Bildungsbauten wie Schulen und Kindergärten bis hin zu experimentellen und klassischen Wohnformen“, schreibt Prof. Tatjana Sabljo, Landesvorsitzende des BDA Niedersachsen, in ihrem Grußwort zum Ausstellungskatalog. „Was alle Beiträge eint, ist die Suche nach Haltung, nach Relevanz, nach zukunftsfähigen Antworten auf eine gebaute Umwelt im Wandel.“
Das Spektrum der Prämierungen reicht vom kleinen Ferienhaus auf einem Bauernhof an der Ostsee bis zum Neubau einer inklusiven Grundschule in Gehrden, vom Einfamilienhaus in Hamburg bis zum genossenschaftlichen Projekt auf dem Gelände einer ehemaligen Brennerei in Mecklenburg-Vorpommern. Auch ein ehemaliger Tante-Emma-Laden zählt zu den Preisträgern, der mit überwiegend recycelten Materialien und Mobiliar zu neuem Leben erweckt worden ist.
Zwei Preise gehen nach Niedersachsen, jeweils einer nach Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Auf dem Hof Ahmen in Kopperby bei Kappeln steht das kleine, aber feine Ferienhaus von Malte Sunder-Plassmann/Atelier Sunder-Plassmann. „Bestechend bei diesem Projekt ist der feinsinnige Umgang mit architektonischen Grundelementen wie Dach, Fassade, Übergänge von außen nach innen und der reduzierte Innenausbau mit einem großzügigen Wohn-/Essraum und kleinen Schlafkonchen“, schreibt die Jury.
Eine neue „Halle für alle“ von Wito Tröschel/studiobauland steht in Wesenberg, einem kleinen Ort im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Dort hat eine junge Genossenschaft 2021 die ehemalige Brennerei gekauft und möchte einen neuen Platz für Wohnen, Arbeiten und Kultur schaffen. „Als Auftakt für die weitere Entwicklung ist ein Anbau entstanden, der sich sehr gut in das bestehende Ensemble einfügt und ästhetisch ein sehr schönes Beispiel von Handwerklichkeit und nachhaltigem Einsatz von Materialien darstellt“, beschreibt die Jury das Konzept, das auf einer Bachelorarbeit aus 2017 an der Hochschule Wismar beruht.
Der Neubau eines Einfamilienhauses auf einem Pfeifenstilgrundstück bei Blankenese erscheint zunächst gewöhnlich, klassisch und vertraut. Unter offensichtlich engen stadtplanerischen Restriktionen hat das Haus vom Hamburger Team NOTO die Jury besonders auf den zweiten Blick überzeugt. Dazu sagt sie: „Ohne den Drang zur Selbstdarstellung wird auf subtile Weise ein Haus aus dieser Zeit gebaut, welches sich gut in den Kontext einfügt – mit Elementen des klassischen Backsteins und neu interpretierten Zitaten aus den 1970er und 1980er Jahren.“
Der bereits erwähnte Tante-Emma-Laden steht in Bredenbeck. Bis zur Jahrtausendwende war der Lebensmittelladen im Erdgeschoss eines typischen Nachkriegs-Siedlungshauses Ort des lebendigen Austauschs. Nach Jahren des Leerstands begann mit dem Verkauf und der Sanierung des Wohnhauses ein Experiment zur Reaktivierung der ehemaligen Ladenflächen. Zunächst als 20qm großes Pop-Up-Café zwischengenutzt, entwarf das Architektenduo karneval, Lena und Frank Lindner, ein dauerhaftes Gesamtkonzept aus Büro- und Ladenflächen, die kombiniert und auch flexibel gemeinschaftlich genutzt werden können. Dafür nutzten die beiden ausschließlich recycelte Möbel und Materialien. „Das Ergebnis ist eine Innenraumgestaltung, die komplex, ausdrucksstark und einzigartig ist“, betont die Jury. Sie würdigt besonders die „reflektierte Herangehensweise im Umgang mit dem Bestand“.
Das Ergebnis eines Wettbewerbs ist der Neubau für eine inklusive vierzügige Grundschule in Gehrden. Jakob Faßbender von OKF Architekten aus Osnabrück hat den Bau „beeindruckend konsequent und nah an seinem Wettbewerbsentwurf umgesetzt“. Die Klarheit und Einfachheit des Baukörpers, vom Grundriss bis hin zu den Details, hat die Jury überzeugt. „Die architektonische Qualität zeigt sich nicht nur in der funktionalen Umsetzung des Raumprogramms sondern vor allem im sensiblen Umgang mit den verbindenden Räumen. Flure, Treppen und offene Übergänge werden nicht als reine Erschließungszonen gedacht sondern als soziale Orte – als Räume der Begegnung, der Gemeinschaft und des Austauschs“, beschreibt die Jury das prämierte Projekt.
Die drei Projekte der engeren Wahl sind eine Schule für das Waisenhaus in Yovokopé/Togo von Architekt Felix Brinkhege aus Bremen, eine Brücke über die Ems bei Schepsdorf in Lingen von Arnd Vickers/Vickers Architekten BDA aus Lingen und die temporäre Installation Open Space auf dem Domshof von Wirth Architekten aus Bremen.
Das Ergebnis von „MAX45-2025“ wurde bei der Preisverleihung am 3. Juli 2025 offiziell bekanntgegeben. Nun wandert die Ausstellung durch die beteiligten BDA-Landesverbände. Die erste Ausstellungsstation ist an der TH Lübeck (Eröffnung am Di, 22. Juli 2025). Sie läuft dort bis zum 8. August 2025. Anschließend wandert sie von Mitte August bis zum 19. September nach Bremen, ins Bremer Zentrum für Baukultur b.zb. Danach geht es an die FH Kiel, wo sie vom 22.9. – 5.10. präsentiert wird. Zur Ausstellung ist eine Broschüre erschienen, die über das BDA-Landessekretariat zu beziehen ist oder in den Ausstellungen zur Mitnahme bereitliegt.
Weitere Informationen, auch zu den Ausstellungsstationen, finden Sie unter www.bda-niedersachsen.de und auf den Internetseiten der anderen beteiligten BDA-Landesverbände.
„Wie auch schon bei vorangegangenen Auslobungen des MAX45-Nachwuchspreises spiegeln die diesjährigen Einreichungen die Bauaufgaben wider, mit denen sich junge Büros vornehmlich befassen. Ein hoher Anteil besteht aus kleineren Projekten als privat beauftragte Wohnungsbauten“, schreibt die Juryvorsitzende Prof. Susanne Brorson in ihrem Vorwort zur Broschüre. „Der zunehmend erschwerte Zugang für Nachwuchsarchitektinnen und Nachwuchsarchitekten zu öffentlichen Aufträgen oder Wettbewerbsteilnahmen bedeutet auch, Themen der Bauwende und vor allem Innovation – gepaart mit herausragender Gestaltung – nur in kleinem Maßstab verarbeiten zu können.
Umso mehr muss man die ausgezeichneten „kleinen“, experimentellen und prozesshaften Projekte würdigen, die mit minimalem Budget und hohem, gerade auch sozialem Engagement als Vorbilder gelten dürfen – für eine zeitgemäße Architektur, die den Herausforderungen unserer Zeit gerecht wird und sich als Gesellschaftskunst versteht.“
Bilder zu den ausgezeichneten Projekten finden sich in der PDF im Anhang.
Foto: Julian Martitz